Bericht: Karsten Tischer / insuedthueringen.de, Foto: Karl-Heinz Frank
Vom verflixten zweiten Jahr nach dem Aufstieg ist beim FC Zella-Mehlis auch am letzten Spieltag nichts zu spüren. Platz zwei ist nach dem 5:0 gegen Wernshausen sicher. Und es bleibt am Samstag noch Zeit für weitere schöne Nachrichten.
Das zweite Jahr ist für Aufsteiger immer das schwerere? Diese Fußball-Weisheit bedarf wohl einer Überarbeitung. Ruhig und souverän hat 2023-Aufsteiger FC Zella-Mehlis am Samstag seine zweite Spielzeit in der Kreisoberliga auf dem zweiten Platz abgeschlossen. Eine Position besser und drei Punkte mehr auf dem Konto als vor einem Jahr und nur halb so viele Niederlagen wie 2023/24. Die Empfehlung für Höheres ist damit also geschrieben, wenngleich FC-Präsident Oliver Gießler so weit noch nicht vorausschauen möchte. „Mit dem, was wir dann dieses Jahr doch erreicht haben, sind wir höchst zufrieden. Wir machen das nächste Saison genauso wie diese: Wir spielen erst mal unseren Fußball. Es sind wieder gute Teams dabei. Das wird nicht leicht.“
Früher gegen Fürth und Unterhaching
Trainer Michael Winterer vom letzten Gegner Wernshausen/Schwallungen formuliert es nach dem 0:5 (0:1) seiner Mannschaft eindeutiger. „Wir haben jetzt hier natürlich gegen eine Mannschaft gespielt, die ganz klar Landesklasse-Niveau hat.“ Winterer wird der Spielgemeinschaft ab Sommer als neuer Cheftrainer und Nachfolger von Florian Raßbach vorstehen. In den letzten Jahren hat er vor allem als Nachwuchstrainer in Würzburg neue Erfahrungen gesammelt, spielte in der Bayernliga unter anderem gegen Unterhaching, Greuther Fürth und auf dem Campus des FC Bayern München. Wohl auch deshalb sind die Ansprüche des Neuen durchaus hoch mit Blick auf die dann bald beginnende Vorbereitung für das vermeintlich schwerere zweite Spieljahr, dass der Aufsteiger erst noch vor sich hat. „Ich kann auf jeden Fall versprechen, dass die Jungs fit in die neue Runde starten werden“, sagt Winterer und verspricht, dass das eine oder andere Kilo im Sommer purzeln werde.
In Zella-Mehlis schwinden Kräfte und Konzentration der Gäste zügig nach Wiederanpfiff. Erst erhöht Eik Werner auf 2:0 (50.), dann macht Lukas-Ian Titscher sein zweites Tor (58.). Bereits das 1:0 hatte der 19-Jährige erzielt (20.), der fünfte Doppelpack des Stürmers, für den diese Saison die erste ist, in der er ausschließlich für die Männer aufgelaufen ist. Titscher ist damit einer von 39 Spielern, die in dieser Saison in der Zella-Mehliser Ersten eingesetzt worden sind. Mit 14 Treffern ist Titscher der erfolgreichste Goalgetter unter ihnen.
In den ersten 45 Minuten hatte Wernshausen mehr Gegentore trotz Dauerbelagerung noch mit einem massiven Defensivbollwerk und gutem Positionsspiel verhindern können. Auch Sebastian Reinisch hilft in der Kette mit. Für den 37-Jährigen ist es das letzte Pflichtspiel bei den Männern. Zella-Mehlis fehlt auf den letzten Metern mitunter die Präzision, und alternative lange Bälle aus der Abwehr, die der FC eigentlich gern vermeidet, bleiben gänzlich ohne Ertrag.
Geboren in der Nacht vorm letzten Derby
So bleibt während des ersten Durchgangs nicht nur Zeit für eine Trinkpause, sondern auch für Glückwünsche. Denn: Es hatte einen Grund, dass FC-Spieler Maik Hanzlik das letzte Derby dieser Saison bei Meister Suhl am 25. Mai verpasst hatte. In den ersten Stunden jenes Sonntags kam das zweite Töchterchen in Suhl auf die Welt. Ob Hedda (und die große Schwester Martha) dann eines Tages Fußballerinnen werden oder sich doch wie der Papa im Wintersport messen, sei ihm gleich, meint Maik Hanzlik, er erzählt aber auch, dass man so ein Gefühl wie beim Skispringen nirgendwo sonst erleben könne. 2018 beendete der Kombinierer seine Laufbahn in Oberhof. Seit einem Jahr kickt er in seiner Heimat Zella-Mehlis.
Mit schönen Flügen haben auch die drei letzten Torchancen der Partie zu tun. Zweimal köpft Wernshausens Ricardo Ley Richtung eigenes Tor. Einmal geht sein Klärungsversuch knapp drüber, keine Minute später zappelt der Ball tatsächlich im eigenen Netz (4:0/81.). Und auch Mario Smirats 5:0 ist ein mustergültiger Kopfball nach ebenso ansehnlicher Vorlage von Michael Braun (84.).
Stimmen zum Spiel
Michael Winterer, Trainer Wernshausen:
„Wir haben es die erste Halbzeit ganz gut gemacht. Ich habe ihnen in der Pause gesagt, sie sollen sich trauen, hinten rauszuspielen. Beim 2:0 spielten wir auch hinten raus, bekamen aber gleich das Gegentor. Aber das ist nur eine Frage von Übung und Selbstvertrauen. Ich bin trotzdem zufrieden, weil wir vieles ganz gut gemacht haben, gerade gegen den Ball.“
Eik Werner, Zella-Mehlis:
„Den zweiten Platz noch festmachen war schon unser Ziel dieses Jahr. Ich denke, dass wir das zweite Jahr in der Liga souverän gespielt haben. Der Aufstieg in die Landesklasse ist dann das Ziel für nächstes Jahr. Schade, dass wir heute so viele Chancen liegengelassen haben. Aber hinten steht die Null, vorne eine Fünf – das ist doch top.“
Oliver Gießler, Präsident Zella-Mehlis:
„Wir müssen unsere Jungen weiter integrieren. Die A-Junioren haben sich gut eingefügt. Nächste Saison kann mit Julian Hirn der Nächste mitspielen. Und mal sehen, was im Sommer noch passiert; ob der ein oder andere noch dazukommt.“