Unser Cheftrainer im Interview

Gelungener Start und noch jede Menge Ziele

Was mit Träumereien im kleinen Kreis begann, wurde im vergangenen Sommer in die Tat umgesetzt. Rick Brandl und seine Mitstreiter gründeten mit dem FC Zella-Mehlis einen neuen Verein und wollen damit wieder die Fußballbegeisterung in ihrer Stadt entfachen. Ein erstes Fazit einige Monate nach Vereinsgründung zieht Rick Brandl im Interview mit FuPa.
Rick Brandl erklärt im ausführlichen Interview, wie das erste halbe Jahr mit dem neuen FC Zella-Mehlis lief, wo die Reise hingehen soll und an welchen Stellen durchaus noch Verbesserungspotenzial schlummert.
 

Seit diesem Sommer seid ihr mit dem FC Zella-Mehlis am Start. Wenn du die letzten Wochen/Monate Revue passieren lässt, wie sieht dann deine Einschätzung aus?
Rick Brandl: „Was wir seit Beginn des Jahres entwickelt und in dieser recht kurzen Zeit unter erschwerten Corona-Bedingungen auf die Beine gestellt haben, ist aller Ehren wert. Was mit Träumereien in einem überschaubaren Kreis begann, führte im März – kurz vor dem ersten Lockdown – zur Gründung eines neuen Fußballvereins in Zella-Mehlis. Alle, die schon einmal an einer Vereinsgründung mitgewirkt haben, können sicherlich sehr gut nachvollziehen, was für ein immenser bürokratischer Aufwand damit verbunden ist. Von den organisatorischen Belangen im Zuge einer Gründung über diverse Amtstermine bis hin zur Kontaktaufnahme zu den Verbänden ist man sozusagen auf allen Ebenen gefordert. Zusätzlich erschwerte die lange Ungewissheit über den Fortgang der Fußballsaison 2019/20 unsere Planungen und als nach einer gefühlten Ewigkeit Ende Juli der Saisonabbruch verkündet wurde, der für uns gleichbedeutend war mit dem Startsignal, musste plötzlich alles noch viel schneller gehen. Das erste Pflichtspiel stand bereits am 30. August bevor und zunächst galt es nun die Kaderplanungen voranzutreiben und parallel dazu einen Trainings- und Testspielbetrieb zu organisieren. In diesem Zusammenhang möchte ich mich stellvertretend für den FC Zella-Mehlis bei allen fleißigen Unterstützern und Sponsoren, der Stadt und den Verbänden aber insbesondere auch bei den unzähligen freiwilligen Helfern bedanken, ohne die das alles so definitiv nicht möglich gewesen wäre. Gemeinsam haben wir es schon im ersten halben Jahr geschafft, die Fußballbegeisterung in unserer Heimatstadt neu zu entfachen. Nicht zuletzt die Zuschauerzahlen bei unseren Heimspielen zeigen, dass unser Vorhaben angenommen wird. Das macht uns stolz und ist eine wichtige Voraussetzung für unsere zukünftige Entwicklung.“

Hat sich in dieser Zeit im Verein schon alles zusammengefunden? Team, Vorstand, vom Zeugwart bis zum Ordner… oder gibt’s da noch Probleme?
„(lacht) Um ehrlich zu sein steht der überwiegende Teil unseres Vorstandes am Wochenende selbst auf dem Rasen, als Trainer an der Seitenlinie oder als Ordner auf den Zuschauerrängen, wodurch die Organisation an den Spieltagen zu einer echten Herausforderung wird. Woche für Woche sind wir hier alle gemeinsam gefordert und da hilft es natürlich, dass die Arbeit im Vorstandsteam von großem gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. Wir haben die Aufgaben im Verein gut verteilt, in nahezu allen Organisationsbereichen könnten wir aber noch die eine oder anderen helfende Hand gebrauchen. Deshalb gilt: Wer uns unterstützen möchte, ist auch zukünftig jederzeit herzlich willkommen.“

Das Team besteht ja aus Teilen der WSG Zella-Mehlis und Spielern, die von anderen Vereinen dazukamen und zum Teil höherklassig gespielt haben. Wie schätzt du das Teamgefüge ein. Ist die Mannschaft schon zusammengewachsen?
„Auch hier befinden wir uns in einem stetigen Prozess. Derzeit besteht unsere Mannschaft aus 35 Fußballern, die alle über unterschiedliche Qualitäten verfügen. Das Altersgefälle ist groß und gerade für das Trainerteam ist es nicht immer einfach, allen Charakteren und Spielertypen gleichzeitig gerecht zu werden. Für viele ist die hohe Trainingsbeteiligung und der daraus resultierende Konkurrenzkampf um die Kaderplätze eine völlig neue Situation. Jeder Einzelne ist daher gefordert, seine Stärken einzubringen und somit bestmöglich dazu beizutragen, dass wir als Team unsere gemeinsam gesteckten Ziele erreichen können. Hier erwarte ich mir insbesondere auch von unseren Führungsspielern, dass sie auf und neben dem Platz noch mehr Verantwortung übernehmen und dabei unsere vielen jungen Spieler, die teilweise ihre erste Saison im Männerbereich absolvieren, an die Hand nehmen und auch diejenigen unterstützen, die aus einer längeren Fußballpause zurückgekehrt sind. Als Trainer freue ich mich, dass wir in unserer Truppe eine gute Mischung unterschiedlicher Typen und Persönlichkeiten haben, die alle mit Spaß und fußballerischer Leidenschaft für unsere Heimatstadt auf dem Rasen stehen. Das ist wichtig, gerade im Hinblick darauf, dass sich das Mannschaftsgefüge auch in Zukunft durch den weiteren Zulauf an Spielern verändern wird.“

Eigentlich, so zumindest die Einschätzung von außen, muss euer Team aufgrund der Qualität einzelner Spieler um die Meisterschaft in der Kreisklasse mitspielen. Nun habt ihr die beiden Spiele gegen die direkten Konkurrenten oben drin verloren. Wie bitter ist das und müsst ihr jetzt vielleicht schon einen Haken an die Meisterschaft machen?
„Grundsätzlich dürfen wir nicht vergessen, dass wir in dieser Konstellation erst seit wenigen Monaten zusammenspielen. Wir befinden uns nach wie vor in einem Prozess des gegenseitigen Kennenlernens, auf und neben dem Platz. Bis alle Automatismen sportlich wie teamintern ineinandergreifen, dauert es naturgemäß eine Weile – das ist völlig normal. Nichtsdestotrotz steckt in unserer Mannschaft ein enormes Potenzial, viele Spieler sind schon lange im Fußballgeschäft dabei und haben Erfahrungen in höheren Spielklassen sammeln können. Ich denke, über weite Strecken der Hinrunde konnten wir das auch auf den Rasen bringen und haben in unserer Spielanlage schon viele gute Ansätze gezeigt. Dass wir dabei in allen Mannschaftsteilen noch Luft nach oben haben, ist uns bewusst. Mit 18 Punkten und 44:4 Toren aus den ersten acht Saisonspielen haben wir uns aber eine gute Ausgangssituation für die zweite Saisonhälfte geschaffen. Wir überwintern an der Tabellenspitze, gehen demzufolge mit einem guten Gefühl in die Weihnachtspause und sehen keinen Grund, von unseren Saisonzielen abzurücken.“

Was denkst du, wie wird der neue Verein von außen wahrgenommen? Unser Eindruck ist, dass – trotz der Spielklasse – viele schauen was ihr da macht. 
„Das ist auch unsere Wahrnehmung: in unserer Region gibt es viele Fußballinteressierte, die sich für unseren neuen Verein begeistern und einfach neugierig sind, was hier passiert. Über alle Altersklassen hinweg erhalten wir jede Menge Zuspruch und insbesondere die Zella-Mehliser sind froh, einen neuen Fußballverein in ihrer Stadt zu sehen. Gleichzeitig registrieren wir – und das finden wir sehr schade – eine gewisse negative Grundhaltung bei anderen Vereinen gegenüber unserem Projekt. Wir stehen für den Fußball in unserer Heimatstadt und wollen das Potenzial nutzen, was sich in Zella-Mehlis bietet. Aber – und das möchte ich hier noch einmal in aller Deutlichkeit betonen – wir wollen mit Sicherheit keinen anderen Vereinsstrukturen in der Region schaden. Letztlich können vom steigenden Fußballinteresse in Zella-Mehlis auch die Vereine in den umliegenden Dörfern und Städten profitieren, wenn uns beispielsweise regelmäßig unsere Fans in großer Zahl zu unseren Auswärtsspielen begleiten.“

Wie schnell wollt ihr die Kreisklasse verlassen und euch nach oben orientieren?
„Mit der angesprochenen, individuellen Qualität im Team haben wir uns vor der Saison ganz klar darauf verständigt, oben mitspielen zu wollen und in der Konsequenz natürlich den Aufstieg in die Kreisliga anvisiert. Daran halten wir fest – und für uns macht es auch keinen Sinn, Platz zwei oder drei als Ziel auszugeben.“

Was sind die nächsten Vereinsziele?
„In den nächsten Wochen und Monaten stehen bei uns verschiedene Themen auf der Agenda. Zum einen betrifft das die Öffentlichkeitsarbeit: in Kombination mit unseren Social Media Aktivitäten soll eine Internetseite entstehen, mit der sich der FC Zella-Mehlis angemessen nach außen präsentiert und die uns einen ständigen Austausch mit unseren Fans ermöglicht. Darüber hinaus möchten wir unser Spieler- und Trainerteam mit einer einheitlichen Trainings- und Präsentationskleidung ausstatten. In puncto Kaderplanung stehen zahlreiche Spielergespräche bevor – ein Feedback über die letzten Monate sowie der Blick auf die kommende Saison stehen hierbei im Vordergrund. Wie bereits angesprochen haben wir weiterhin einen großen Zulauf und machen uns Gedanken über den Aufbau einer zweiten Männermannschaft zur Spielzeit 2021/22. Ihr seht, uns wird sicherlich nicht langweilig.“

Ist es besonders schwierig ein neues Kollektiv unter den aktuellen Bedingungen zu formen? Ein gemeinsames Bier, Mannschaftsabende… usw. im Augenblick alles schwierig.
„Ohne jeden Zweifel erschwert die aktuelle Situation den Aufbau eines gepflegten Vereinslebens – dies gilt aber nicht nur für uns, sondern ist ein sportartübergreifendes Problem für alle Vereinsstrukturen. Bis zum erneuten Corona-Lockdown Anfang November sind wir auf diesem Weg aber schon ein gutes Stück vorangekommen. Und nach wie vor herrscht zumindest in unserer WhatsApp-Gruppe ein reger Betrieb, denn wir befinden uns noch immer nicht in der Winterpause. Unsere Jungs haben bis Mitte Dezember einen individuellen Trainingsplan bekommen – und natürlich wird da auch das eine oder andere Bild geteilt. (lacht)“

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