Bericht: Karsten Tischer / insuedthueringen.de, Foto: Karl-Heinz Frank
Die Generalprobe des FC Zella-Mehlis für das Heimspiel gegen Goldlauter ist fast zu leicht. Mit einfachsten Mitteln wird Gastgeber Dietzhausen zur Kirmes in der ersten Halbzeit überwältigt. Da hilft auch keine Musik.
Als die Kreisoberliga-Partie Dietzhausen gegen Zella-Mehlis gerade Pause hat, laufen die Kirmesmusikanten auf dem Dietzhäuser Sportplatz ein und spielen so etwas, was der Musik-Unkundige durchaus als antreibenden Siegesmarsch interpretieren hätte können. Doch die Dietzhäuser Fußballparty zur Kirmes im eigenen Ort war in der Halbzeitpause des Nachbarschaftsduells schon gänzlich im Eimer.
Sinnbildlich hierfür steht die Szene, als Hannes Joost den kurz nach dem Pausenpfiff auf dem Rasen zusammengesunkenen Rückkehrer Steven Schranz mit Kraft vom Grün aufheben muss. Er dürfte am Samstag (12. Oktober) nicht der einzige Spieler des SVD gewesen sein, der ziemlich ernüchtert war und der Kabinenansprache von Trainer Torsten Kühne lieber aus dem Weg gehen wollte.
Der FC findet schnell die Schwachstelle
Was Kühnes personell dezimierte Männermannschaft in den ersten 45 Minuten zeigt, ist erschreckend schwach für ein Derby am Kirmes-Wochenende. „Wir waren heute nicht auf dem Platz“, sagt Steven Schranz, der sich nach einem halben Jahr Verletzungspause auf dem Sportplatz – wenn auch mit Schmerzmitteln – zurückmeldet und trotz allem am Ende sehr glücklich zeigt.
Ändern konnte der 24-Jährige ohne Spielpraxis wenig. Die notgedrungen umgebaute Abwehrkette mit Sven Radke, Daniel Naujoks, Lukas Schilling und Hannes Joost hat von Beginn an massive Schwierigkeiten, das temporeiche Flügelspiel der Gäste einzubremsen. Vor allem über die linke Angriffsseite wird es immer wieder gefährlich.
Nach einem Foul an der Eckfahne legt Jannis Fiedler für Mario Smirat dessen Kopfballtor zur frühen 1:0-Führung auf (9.). Zuordnung der Defensivspieler? Nicht vorhanden. Das 2:0 fällt ganz ähnlich. Maik Hanzlik sprintet die komplette Spielhälfte auf links ab, flankt und findet den freien Fiedler (14.).
Für den 19-Jährigen ist es das erste Herren-Derby gegen den SVD. Das Urteil nach Spielende mit einer persönlichen Bilanz von zwei Vorlagen und einem selbst erzielten Treffer fällt entsprechend überschwänglich aus: „War geil, war sehr cool. Ich freue mich immer, hier zu spielen. Ich kenne ja ein paar Jungs von den Dietzhäusern.“ Und auch Fiedler muss feststellen, dass die Hintermannschaft der Kirmestruppe nicht eingespielt ist, was definitiv nicht daran gelegen habe – versichert Steven Schranz – dass man am Vorabend auf der Kirmes gefeiert hat. Denn: „Auf der Kirmes war gestern keiner. Wir haben einfach eine lange Pause gehabt, das merkst du auch. Wir haben lange kein Fußball gespielt, nur Training gehabt. Dazu hatten wir auch Feiertage zwischendrin und das Training fiel aus.“
Seit dem 19. September – der 0:1-Derbyniederlage gegen Kreisoberliga-Tabellenführer 1. Suhler SV – hatte Dietzhausen kein Pflichtspiel mehr. Seinerzeit verschärften sich die Personalprobleme grundlegend. Martin Umlauft wird nach seinem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel dieses Jahr wohl nicht mehr spielen. Auch Marc Jasper musste gegen Suhl verletzt vom Feld und schaute am Wochenende nur zu. Seine Diagnose: Probleme mit dem Innenband und dem Meniskus. So half Kapitän Norman Henkel auf der Sechs aus und fehlte als Stabilisator in der Abwehrkette.
Zella-Mehlis nutzt das auch beim 3:0 durch Smirat aus, seinem vierten Saisontreffer (29.). In der zweiten Hälfte wird die Partie merklich ruhiger. Max Recknagels Eigentor in der 79. Minute ist dann der Schlusspunkt einer sehr verdienten Niederlage. Auf die Kirmes sollte es am Samstagabend dennoch gehen. „Entweder aus Lust oder aus Frust wird gefeiert heute“, meint Hannes Joost.
Stimmen zum Derby
Hannes Joost, SV Dietzhausen:
„Allgemein war es ziemlich anstrengend. Wir haben schon überlegt, ob Zella mit einem Mann mehr spielt – so wie sie uns haben laufen lassen. Sie haben das saustark gespielt. Wir haben hinten schon ganz schön geschwitzt. In der ersten Halbzeit standen wir auch einfach zu tief. Vielleicht ein bisschen aus Angst vor den schnellen Gegenspielern und langen Bällen. So konnte Zella-Mehlis natürlich sein Spiel aufziehen. In der Pause hat der Trainer natürlich ein bisschen mehr Einsatz von uns gefordert. Es war von unserer Seite für ein Derby ein bisschen wenig Feuer drin. Es fehlte auch ein Abräumer auf der Sechs, so wie der Nico. Ein bisschen mehr Zweikampfhärte hätte uns heute gut getan.“
Lukas Schmidt, FC Zella-Mehlis:
„Dietzhausen war auch ersatzgeschwächt. Wir sind aber gut reingekommen in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit haben wir eher verwaltet. Wir hätten uns aber schon noch mehr vorgestellt, ein bisschen mehr Druck nach vorne zu bringen. Aber am Ende zählt: Kein Gegentor gekriegt, keiner verletzt. Das war heute wichtig. Ich denke, wir sind bereit für Goldlauter. Wir haben in letzter Zeit gute Spiele gemacht.“
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